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Alle Jahre wieder – vier wandelnde Jahreszeiten für alle Sinne

Nichts spiegelt den ewigen Kreislauf des Lebens wohl eindringlicher, schöner, beschwingter wie auch melancholischer wider als die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Darum möchte ich mich in diesem Blogartikel diesem Wunderwerk widmen, das mich seit meiner Geburt in jedem einzelnen Jahr unermüdlich verzückt, begeistert, erstaunt, seelisch berührt, meine Stimmung prägt und mich vereinzelt auch entnervt herausfordert. Und dennoch macht es am Ende des Tages die Mixtur aus, die die Vorfreude auf die Lieblingsjahreszeit(en) wachsen lässt. Ich beginne an dieser Stelle mit dem Frühjahr und schreite dann weiter voran.

 

Frühling

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Ja, diese Weisheit passt zum Frühling und ist geradezu prädestiniert dafür. Alles in der Natur beginnt zaghaft zu sprießen und aufzukeimen, bis auch schon kurz darauf ein Großteil der Pflanzen- und Blumenwelt in ihrer ganzen farbenfrohen Pracht erblüht. Die Tage werden wieder länger, das Licht erscheint heller und für manch einen freundlicher. Das fröhliche Gezwitscher der Vögel tönt bereits am frühen Morgen auf und läutet den neu anbrechenden Tag ein. Dadurch fällt einigen Morgenmuffeln das Aufstehen leichter und manche bevorzugen die Umstellung auf die sogenannte Sommerzeit. Die Sonne beginnt vom Himmelszelt strahlend klar zu scheinen, um sich auf die Intensität des nachfolgenden Sommers schon mal einzuspielen und die Atmosphäre aufzuwärmen. Und dessen nicht genug weht begleitend ein zarter Frühlingswind und der Duft des nächstgelegenen Blumenbeets oder eines Fliederstrauches strömt geradezu betörend um die Nase herum. Die Menschen schlendern wieder in die Parks und Cafés und üben sich in allerlei Freizeitaktivitäten. Selbstverständlich wird die Eisdielen-Saison cremig und genussvoll eröffnet. Die luftig-leichte Frühjahrsgarderobe wird ausgepackt und mit einem Lächeln im Gesicht vorgeführt. Man spürt, dass die Laune und das Gemüt vieler Menschen leichtfüßiger, temperamentvoller und lebhafter werden. Und natürlich kommen bei einigen Mit-menschen die berühmt-berüchtigten Frühlingsgefühle auf, die hier und dort in einer übermütigen Flirtlaune enden. Aufgewecktes Kinderlachen schallt durch die Parkanlagen und über die Spielplätze hinweg. Und auch das Hundegebell herumtollender Hundescharen auf einer Spielwiese mischt sich in das quirlige Treiben mit hinein. Ein paar unerschrockene Frühlings- und Wärmeliebhaber starten ein erstes Testschwimmen im benachbarten Badesee, oder stecken zumindest mal den großen Zeh in einen Fluss oder Stadtbrunnen. Das Leben erwacht von Neuem und entfaltet sich in einem saftig grünen und bunt gemusterten Erscheinungsbild. Viele Menschen gewinnen aus dieser Energie an Kraft, Zuversicht und neuem Mut. Es scheint alles und nichts möglich zu sein.

 

Wer könnte das Frühlingsfieber anhand eines Sonnenaufganges schöner musikalisch transportieren als der begnadete Pianist RIOPY mit seinem Stück „Sunrise“. Hören wir einfach mal hinein und schwelgen für einen klitzekleinen Moment im Frühlingszauber … bevor ich mich dem schweißtreibenden Sommer mit tropischen Nächten widme.

 

https://www.youtube.com/watch?v=agI5Iqp8BZg

 

Sommer

Oh ha, in dieser vielfach so geliebten Jahreszeit knallt die Sommersonne vom Himmel mit aller Macht und aller Kraft. Manch vertrocknetes Pflanzengestrüpp und verdorrten Acker verlässt hierbei schon jegliche Lebenskraft angesichts fehlenden Regens, der dem dazwischen funkenden Klimawandel zugeordnet werden muss. Es bleibt vielfach nur Staub und Asche zurück und lässt eine komplexe Zukunft erahnen. Die Insektenwelt nimmt volle Fahrt auf und schwirrt brummend durch die Lüfte, oder nimmt zielsicheren Landeanflug auf einem Erdbeerkuchen, der eigentlich nicht geteilt werden möchte. Und ja, wer kennt es nicht, die Hitze staut sich in den KFZ-Fahrzeugen geradezu erdrückend, in denen vor sich hin schwitzende Auto- und Kraftfahrer geradezu hechelnd nach dem nächsten lauwarmen Erfrischungsgetränk greifen. Der flimmernde Straßenasphalt bricht zwischendurch aufgrund des Hitzevolumens auf ... und der Lichtpegel ist für manch menschliches Auge jetzt zu grell und unnachgiebig gestaltet. Viele Menschen fühlen sich veranlasst, eine stylische Sonnenbrille aufzulegen, die einen ultracoolen Schliff verleiht und nur erahnen lässt, wo die Blicke hinter den verspiegelten und verdunkelten Gläsern tatsächlich hin schweifen. In diesem Kontext kann man gleich noch mit anmerken, dass jetzt auch die große Jahreszeit der Cabriolet-Fahrer ist. Wer dieses Fahrvergnügen einmal kennengelernt hat, möchte es ungern wieder missen. Was beinhaltet der Sommer sonst noch? Der Eisvorrat im Supermarkt ist permanent ausverkauft und muss von einem schweißgebadeten und erschöpften Teenager wieder aufgefüllt werden, der sich in den Sommerferien ein paar Groschen zum obligatorischen Taschengeld im Supermarkt dazuverdient. Dieses hart verdiente Eigeneinkommen, das einen ersten Vorgeschmack des Erwachsenenlebens und seiner Notwendigkeiten mit sich bringt, wird dann vielleicht in eine schnittige und gebrauchte Vespa investiert, mit der man am Ende der Ferienzeit an seinem Schwarm vorbei cruisen kann. In den Freibädern des Landes tummeln sich die Badegäste und der ein oder andere übt ein bisschen Körperkult und zeigt her, was das Abonnement im Fitnessstudio zustande gebracht hat. Und zum orange-gelb schimmernden Sonnenuntergang zu späterer Stunde geht man noch in knalligen Sommerklamotten ein bisschen spazieren und promenieren. Man möchte schließlich seine hart erworbene Sommerbräune präsentieren, oder den schmerzverzerrten, mit Kühlgel beschmierten und feuerroten Sonnenbrand. Ein paar blasse Kaltblütler hingegen sperren sich eisern von der Hitze leblos ermattet im verdunkelten und Ventilator durchströmten Zuhause ein, wann es nur geht und verfolgen den Wetterbericht unentwegt in der stillen Hoffnung auf ein paar Regentropfen und Abkühlung. Sie träumen währenddessen von einem Dasein in der kühlen Gruft bei ihren Seelenverwandten und Leidensgenossen – den Vampiren. Die fleißig arbeitenden Bauern samt Helfer fahren hingegen teils schon die Ernte auf ihren ratternden Landmaschinen ein … und schneller als man es sich versieht, kündigt sich auch schon der Herbst an, der zur Abendstunde langsam aber sicher in der Luft liegt. Ein glücklicher Moment für die Fangemeinde des Herbstes, zu der ich mich lichterloh zähle.

 

Aber zunächst folgt ein Sommerklassiker der unvergesslichen Art für die Ewigkeit, der wirklich jedem Leser bzw. Zuhörer das Sommer-Feeling samtweich näherbringt und eine Stimmung herbeizaubert, die einfach nur zum Träumen schön und Dahinschmelzen ist. „Summertime“ von George Gershwin … dargeboten von Ella Fitzgerald und Louis Armstrong. 

 

https://www.youtube.com/watch?v=lnXLVTi_m_M

 

Herbst

Ja, der goldene Herbst … in seinen warmen Erdfarben. Hmm, man muss es einfach lieben. Ich sehe subjektiv betrachtet keine andere Möglichkeit. Eine Jahreszeit, in der sich das Leben erst einmal in einer melancholisch schönen Weise schleichend verabschiedet, um zu guter Letzt sanft und würdig in den Winter überzugleiten. Um es den Menschen einfacher zu machen, die den Sommer und das umtriebige Leben vielfach nicht ziehen lassen wollen, wechselt der Herbst zunächst einmal zum wohltemperierten Altweibersommer mit besänftigten und angenehm warmen Sonnenstrahlen über, bevor die Menschen auf schmuddelige, neblige und verregnete Kuscheltagen auf einem gemütlichen Sofa eingestimmt werden. Für das Zelebrieren dieser Atmosphäre empfiehlt es sich – eingemummelt in die Lieblingsdecke – ein gutes Buch in die Hand zu nehmen oder eine sehenswerte Serie im Fernsehprogramm ausfindig zu machen … und eine Tasse duftenden Tee griffbereit beiseitezustellen. Aber an diesem Punkt soll es bei aller Schwärmerei nicht komplett unter den Tisch fallen, dass nicht ein jeder den Herbst so feiert wie ich. Manche Sommerfreunde verfallen in diesem meteorologischen Übergang zum Winter auch in einen schwermütigen Herbstblues und greifen gar zu Antidepressiva, um ihre gedrückte Stimmung etwas biochemisch aufzuhellen. Nun gut, die Geschmäcker, Wünsche und Vorlieben der kunterbunten Individuen sind und bleiben grundverschieden. Das betrifft mitunter die Jahreszeiten und das Wetter. Ich persönlich fahre jedoch fort in meiner euphorischen Ode an den Herbst. Mit einem Trommelwirbel sind mit Nachdruck die wunderbaren Herbststürme aufzuführen, die den Übergang von Leben zu Tod reflektieren und die Vergänglichkeit des Lebens in ihren ungestümen Windböen tragen. Der Herbst steht für die Balance des Erdendaseins, das Innehalten und das Bewusstsein, dass alles im Leben seine Zeit hat. Und ja, ich bestehe darauf, dass sich der Himmel zu keiner Zeit im Jahr jemals atemberaubender und mächtiger in den Abendstunden verfärbt als in der Jahreszeit des beginnenden Herbstes. Und wenn man hinzukommend noch durch raschelndes Herbstlaub tiefenentspannt flaniert, dann ist das pure Musik in den Ohren – der ureigene Sound dieser phänomenalen Jahreszeit. Die Weinbauern sind zu diesem Zeitpunkt noch gefordert, ihre Weinlese zu betreiben, um den so beliebten und edlen Tropfen mit Leidenschaft und Hingabe herzustellen. Eine hohe Kunst aus der Perspektive der Weingenießer. Und … ganz klar, das Erntedankfest wird vielerorts kirchlich gefeiert, um für die reichen Gaben der Natur gebührenden Dank an die Himmelsmächte zu zollen. Zu Recht, die Natur beschert uns großzügig, wenn man sie halbwegs pfleglich behandelt. Was darf an dieser Stelle keinesfalls unerwähnt bleiben? Es ist die große Bastelzeit der kleinen Erdenbürger. Ob nun Blätter in die Presse gelegt, Kastanien-Männchen eifrig gebastelt, oder aber für Halloween der Kürbis hochkonzentriert ausgehöhlt werden muss. Es gibt im Herbst an der Bastelfront viel zu tun. Und zwischendurch lässt man freilich noch einen Drachen in einem der Herbststürme steigen, wenn Petrus – der Big Boss der Jahreszeiten und Wetterlagen – hierfür grünes Licht gibt.

 

Also, den wundervollen und so geliebten Herbst kann nur eine Band musikalisch in Szene setzen, die es vermag, eine magische Atmosphäre mit psychodelischen Klängen und unverkennbarem Gesang zu zaubern, die das Innenleben zutiefst berühren und der Seele Flügel verleihen. Ganz genau, ich spreche von Coldplay und ihrem Song „Hypnotised“, der dem Herbst gerecht wird. Ob die Liebe zu einem Menschen, zur Natur oder zu einer Jahreszeit – es kann hypnotisch schön sein. Einfach lauschen und genießen.

 

https://www.youtube.com/watch?v=WXmTEyq5nXc

 

Winter

Das Winterwunderland meiner Kindheit gibt es leider nur noch selten, aber dennoch hat der Winter von seiner Zauberkraft im Kern nichts eingebüßt und verloren. Wenn die ersten Schneeflocken mit filigraner Anmut vom Himmelszelt tanzen, dann durchflutet viele Menschen – so auch mich – ein unverwechselbares Glücksgefühl. Sanft und lautlos hüllt die weiße Pracht die Landschaft und die Städte in eine bei Sonneneinfall vor sich hin glitzernde Schneedecke. Auch hier sind in jedem Jahr magische Momente garantiert und an Romantik mangelt es dieser Jahreszeit gewiss nicht. Während einige Tiere tief und fest im Winterschlaf verweilen und die Zugvögel sich längst Richtung südliche Gefilde aufgemacht haben, packt das ein oder andere Kind bereits den Schlitten aus, um von den Eltern oder Großeltern zum Kindergarten mit einem Heidenspaß gezogen zu werden. Wer baut nicht gerne Schneemänner oder legt sich auch mal beherzt in das ersehnte Schneeglück hinein, um einen Schneeengel für den Augenblick ins Leben zu rufen. Und ganz ohne Schneeballschlacht kommt kein Winter aus. Das gehört ebenfalls zu einem waschechten Winter dazu. Sofern Frau Holle den Schneefall richtig befeuert, ist sogar der Bau eines kleinen Iglus mit drin. In dieser Zeit machen sich die Wintersportfreunde auf in die nächstgelegenen Berge, um ihren diversen Hobbys nachzugehen, ob Langlauf, Skifahren oder Snowboarden. Erlaubt ist, was Spaß macht und Freude bereitet, sofern man die Bedürfnisse der Natur noch im Auge behält, die durch all das sichtbar strapaziert ist. Zudem ist die Schlittschuhbahn in dieser Jahreszeit gut besucht und manch eine graziöse Eisprinzessin zeigt ihre erstaunlichen Künste auf der spiegelglatten Eisfläche. Schön, sehr schön. Der Winter hat so viel zu bieten. Das Backen von Naschwerk und Plätzchen ist heilige Pflicht und lässt bei den meisten Schleckermäulchen die Personenwaage zum Jahreswechsel heftig nach oben schießen. Aber so hat man schon mal einen guten Vorsatz in Standardmanier für Silvester, die Joggingschuhe im nächsten Jahr hervorzuholen, oder eine Testrunde bei der nächsten Weight-Watcher-Gruppe zu besuchen. Wie auch immer ... ein bisschen Winterspeck muss sein, den man mit Würde trägt. Die alljährlichen Weihnachtsmärkte sind immer ein Fest der Sinne und vereinzelt ein märchenhaftes Event, das man ungerne missen möchte. Die vielen bunten Stände, all die bekannten, typischen und miteinander harmonierenden Weihnachtsdüfte, das Meer an Lichtern, verwunschene Märchengestalten, die sich auf manchem Weihnachtsmarkt in Form eines Geheimtipps tummeln und nicht nur die Kinder verzaubern, die dem Spektakel mit staunenden Kulleraugen beiwohnen. Und eines lässt sich nicht bestreiten. Die kalte und sauerstoffdurchtränkte Winterluft durchflutet die Lungenfunktion, wie es in keiner anderen Jahreszeit möglich ist. Wer richtig Luft holen möchte, der muss es jetzt tun. Und was spricht gegen ein warmes Wannenbad mit einer ansprechenden Duftnote nach Gusto im Anschluss an einen langen Winterspaziergang im Wald. Absolut nichts. Das ist Wellness pur. Und so ein winterlicher Ausflug macht doppelt und dreifach Spaß, wenn man noch einen niedlichen Vierbeiner mit an seiner Seite hat. Nie und nimmer werde ich jemals vergessen wie meine längst verstorbene Westie-Hündin – die selbst optisch wie eine kleine kuschlige Schneeflocke aussah – den ersten Schnee im Jahr begrüßt hat. Da wurde erst einmal eine rasante Freudenrunde durch die schneebedeckte Wiese hingelegt mit einer unbändigen Lebensfreude, die ihresgleichen suchte. Wenn einem nicht spätestens hier das winterliche Herz aufgeht, dann weiß ich auch nicht. Der Winter ist eine herrliche Jahreszeit und sie lädt ein, für das zurückliegende Jahr noch einmal ein besinnliches Resümee zu ziehen.

 

Niemand besingt den Winter so kristallklar und herzerwärmend wie Tori Amos in ihrem Song „Winter“. Hört selbst und heißt langsam aber sicher den diesjährigen Winter gebührend willkommen.

 

https://www.youtube.com/watch?v=_PDlGUdDF8Y

 

Und im nächsten Jahr … da beginnt das prächtige Spiel der Jahreszeiten von Neuem.